SAALFELDEN | geladener Architekturwettbewerb | 2. Preis | 2018
LINZ | geladener Architekturwettbewerb | 2. Preis | seit 2016
Dietmar Moser, Julia Haselsteiner, Anita Foune
ARGE mit el:ch landschaftsarchitekten
STÄDTEBAU | LAGE
Das Grundstück befindet sich am Rande des Zentrums von Saalfelden nordöstlich gerahmt vom Bachlauf der Urslau und der Almerstrasse und an der südwestlichen Seite der Geländekante des Mühlrains. Besondere Ausblicke auf das Steinerne Meer und die umliegende Berglandschaft prägen das Baufeld.
Die Bebauung reagiert auf ihre heterogene Umgebung und dient als Mittler zwischen der kleinteiligen Einfamilienhausstruktur im Westen und den dichteren, linearen Wohnbauten auf der gegenüberliegenden Uferseite.
BAUKÖRPER
Die Bebauungsstruktur reagiert auf die Einflüsse des Baufeldes:
Ein linearer Baukörper im Nordosten, ausgebildet als Sondertypus mit Laubengangerschließung schirmt die südlich anschließenden Gebäude von den Emissionen des regen Verkehrsaufkommens entlang der Almerstraße ab. Der Gebäuderiegel schafft einen schützenden Rücken für die lockere Punkttypologie im Inneren des Quartiers.
Bewusste Vor- und Rücksprünge lockern dabei die starre Riegelbebauung auf und gliedern den Baukörper analog der gegenüberliegenden Zeilenbebauung auf harmonische Weise.
Im Inneren des Quartiers nehmen locker gesetzte Punkthäuser sowie erweiterte, höhengestaffelte Punkte das umfangreiche Raumprogramm auf und ermöglichen eine soziale und funktionale Durchmischung mit vielfältigen Freiraumangeboten. Die Anordnung der Bebauung schafft Ein- und Ausblicke sowie differenzierte Bezüge zur Umgebung und ihrem einzigartigen Naturraum – der Grünzug „Mühlrain“ und Ausblicke auf die Berglandschaft werden aus dem Quartier heraus von vielen Standorten sichtbar.
FLIESSENDER + RUHENDER VERKEHR | FUSS-/RADWEG
Das Quartier wird über den Achenweg bzw. über die neue Brücke von der Almerstraße erschlossen. Eine zentrale Einfahrt von der Almerstraße her führt zu den 58 oberirdischen Stellplätzen und direkt zur Tiefgarage mit 146 PKW-Plätzen. Der Kindergarten wird im Nordwesten über den Achenweg erschlossen und bietet ebenfalls eigene Parkplätze für Personal, Eltern und BewohnerInnen. Feuerwehrzufahrten sind über die großzügige Wegeführung gewährleistet – ansonsten ist das gesamte Quartier autofrei geplant.
Die Fuß-/Radwegestruktur wird an das bestehende Wegenetz angebunden und stellt Verbindungen zu den angrenzenden Stadtvierteln wie auch hinauf zum Ritzensee her. Die Erschließungswege werden flankiert durch Aufweitungen und Platzsituationen verschiedener Größenordnungen und abwechslungsreicher Aufenthaltsqualität.
FREIRAUM I GRÜNRAUM | ERHOLUNGSRAUM
Der große Quartiersplatz bildet den zentralen Außenraum und Treffpunkt für die BewohnerInnen des Hartlfelds. Sämtliche Gemeinschaftsräume (sowie optional ein Nahversorger wie z.B. Bäcker, Café, …) sind direkt an den Platz angedockt und beleben diesen Treffpunkt für Jung und Alt. Eine berankte Pergola zoniert den Platz und bereichert als grüner Filter, Schattenspender und Rastplatz das Freiraumangebot. Spiel-, Bewegungs- und Sitzbereiche werden auf den wohnungsnahen Plätzen miteinander kombiniert und schaffen gemeinsam einen vielfältigen Erholungsraum für alle Generationen. Vom öffentlichen Grünraum, Gemeinschaftsplätzen, Spielzonen, Laubengängen, Gemeinschaftsdachgärten und schlussendlich den Eigengärten, Terrassen und Balkonen bietet das Hartlfeld ein weit gespanntes Angebot an Treffpunkten, Kommunikationsräumen, Experimentierfeldern und Rückzugsräumen für alle BewohnerInnen und BesucherInnen des Quartiers.
WOHNHÄUSER | WOHNUNGSTYPOLOGIEN
Bei den Wohnungen wird einerseits auf den direkten Freiraumbezug und Ausblick durch unterschiedliche Orientierungen und andererseits auf Privatsphäre und Schutz vor Lärm geachtet.
Alle Häuser verfügen über einen direkten Zugang zu Tiefgarage und sämtlichen Nebenräumen im Kellergeschoß.
Durch eine variable Ausgestaltung der Baukörper erreicht der Entwurf eine Vielfalt an Wohnungstypologien und bietet hohe Flexibilität in Größe, Nutzung und Austausch einzelner Wohnkategorien. Miet- und Mietkauf-Wohnungen treten als Wohnungsmix auf – es besteht Flexibilität in der Art der Nutzung.
Eigentumswohnungen werden in einem eigenen Gebäude angeboten und erfahren durch dessen Lage und Kombination mit großzügigen, geschützten Freibereichen eine gewisse Sonderstellung auf dem Grundstück. Die Höhenstaffelung der Häuser und das Zugangsniveau im EG nimmt Rücksicht auf das bestehende Urgelände, die vorhandenen Schutzzonen und die angrenzende Bebauung. Eine Geländeveränderung wird auf das gesetzliche Maß in Bezug auf die rote und gelbe Schutzzone beschränkt.
Das Punkthaus wird über einen gedeckten Zugang als 4- bzw. 5-Spänner erschlossen.
Der verschachtelte höhengestaffelte Punkt (7-Spänner) verfügt über eine großzügige, natürlich belichtete Erschließung mit Kommunikationsbereichen sowie eine allgemein zugängliche Gemeinschaftsterrasse und Lufträumen als Verbindung zwischen den Geschoßen.
Der Sondertypus mit Laubengangerschließung bietet großzügige Freibereiche vor den Wohnungen und gemeinschaftliche Kommunikationszonen mit Ausblick auf die Bergsilhouette.
FRAUENHAUS
Das Frauenhaus wird bewusst geschützt situiert - am Rande des Grundstückes im Nordwesten mit einem eigenen Zugang vom Achenweg her, eigenen Stellplätzen und einem großzügigem Spiel- und Freibereich. Funktional befinden sich im EG sämtliche Allgemeinbereiche und in den Obergeschossen die einzelnen geschützten Wohneinheiten samt Begegnungszonen.
SENIORENWOHNEN
Die barrierefreien Wohneinheiten für SeniorInnen befinden sich einerseits integriert im Sondertyp Laubengang sowie als eigenständig gesetztes Punkthaus im Zentrum. Die Zugänge erfolgen über den Vorplatz bzw. vom Quartiersplatz und ermöglichen so eine direkte Integration und Interaktion mit dem restlichen Quartier. Im EG erweitern Privatgärten, in den Obergeschossen direkt zugeordnete Balkone und im Dachgeschoß großzügige Dachterrassen das Wohnraumangebot der SeniorInnen. Der Gemeinschaftsraum orientiert sich zum Quartiersplatz und ermöglicht hiermit eine ungezwungene soziale Durchmischung bei eigenen und gemeinsamen Festen und Veranstaltungen.
MOBILES TEILBETREUTES WOHNEN
Die kleineren Einheiten werden im schützenden Riegel mit Orientierung zum großen Gemeinschaftsplatz im 1. Obergeschoß situiert und die größeren Wohneinheiten sind im Erdgeschoß in anderen Gebäuden integriert und durch Eigengärten erweitert. Der zentrale Gemeinschaftsraum orientiert sich ebenfalls auf den Quartiersplatz und schafft somit Anschluss an das alltägliche Leben im Quartier.
KINDERGARTEN
Der Kindergarten wird am nordwestlichen Rand des Grundstückes in das Haus 2 integriert. Mit einem eigenen Zugang vom Achenweg samt Parkplätzen wird der 2-geschoßige Kindergarten über einen gedeckten Vorbereich erschlossen. Im EG gelangt man über die Garderobe in die zentrale Halle - den Marktplatz - mit Verwaltung, Küche, Speisebereich und zwei Gruppenräumen mit direktem Zugang ins Freie. Eine einläufige Treppe führt vom Marktplatz ins Obergeschoß. Hier rahmen die gekoppelten Ruhe- und Bewegungsräume eine offene Spielzone und werden durch weitere Gruppenräume ergänzt. Über einen gedeckten Balkon werden diese Gruppen an den Freibereich angebunden. Der Mühlrain grenzt unmittelbar an den Spielbereich an und ist so ein rasch erreichbarer Erweiterungsbereich und Experimentierfeld wie auch ein natürlicher Schattenspender für die Kinder.
Im 3. Obergeschoß des Gebäudes befinden sich weitere Wohneinheiten, erschlossen über eine großzügige Begegnungszone mit dem angrenzenden Punkthaus.
BAUPHASEN
Die Errichtung des Hartlfelds soll laut Auslober in 4 Bauphasen erfolgen. Als erste Bauphase wird die Erweiterung im Nordwesten durch Haus 1 und 2 als Anbindung zum Ort empfohlen. Bauphase 2 und 3 umfasst die Häuser 3 bis 6. Als Abschluss und letzte Bauphase soll ein längs der Urslau gerichtete Baukörper Haus 7- 8 den schützenden Rücken bilden.
Sowohl Frauenhaus als auch Kindergarten können unabhängig von den einzelnen Bauphasen später oder separat errichtet werden.
KONSTRUKTION I MATERIALITÄT
Die Wohnanlage wird als effizienter Stahlbetonbau mit wirtschaftlichen Spannweiten und klarem statischen Prinzip konzipiert.
Die Fassade ist eine Putzfassade mit Lochöffnungen. Dabei werden die einzelnen Häuser jeweils geringfügig anders färbig und in der Struktur differenziert behandelt (Kratzputz mit linearer Struktur bzw. grober Rieselputz und glatte Flächen wechseln sich ab).
Im Bereich der Einschnitte der Baukörper (Zugänge, Balkone, …) und bei den Nebengebäuden werden vertikal strukturierte Holzlamellen an den Wänden angebracht und der Decke fortgeführt. Die Brüstungen der Balkone sind auf einer Seite als verputztes Pflanzbeet geschlossen und auf der anderen Seite durch offenere Metallgeländer gegliedert.
AUSSENANLAGE | FREIBEREICHE
Die Beläge der Wohnwege und Quartiersplätze erhalten einen hochwertigen Betonplattenbelag mit individuell auf die Farbigkeit der Gebäude abgestimmter Oberflächengestaltung. In gleicher Materialität stellen die Betonfertigteile der Hochbeete, Einfassungen und Bänke eine einheitliche und erkennbare Atmosphäre her. Holzelemente, wie Sitzauflagen und Rankbalken ergänzen eine nutzerfreundliche Haptik.
Ruhe- und Randbereiche, insbesondere am Übergang zum Mühlrain werden in wassergebundener Decke ausgeführt und stellen so einen fließenden Übergang zur benachbarten Landschaft her. Die grüne Filterzone mit Staudenbeeten und rankenden Blütengehölzen verleiht dem gesamten Quartier eine südlich anmutende Gartenatmosphäre. Hier finden sich geschützte Nischen zum Aufenthalt auch für die Anwohner der betreuten Wohnformen. Offen bespielbare, robust ausgestattete Pflanzflächen ergänzen den kleinteiligen Ruhebereich. Hier liegen die mit verschiedenartigen Bewegungsgeräten ausgestatteten Spielflächen, die an vier Orten innerhalb des Quartiers wohnungsnahe Spielmöglichkeiten bieten.
Im Süden des Gebietes, auf drei Seiten von Gärten gerahmt und unmittelbar an den Mühlrain anschließend liegt ein großer Freiraum mit Sportflächen und weiteren Spielangeboten für Kinder und Jugendliche.
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